Teilnahme an DGB-Veranstaltung zum Antikriegstag am 01.09.21

Beitragsbild: Ute Krämer

In einer gemeinsamen Veranstaltung mit dem DGB zum Antikriegstag am 01.09.hat der Oberbürgermeister von Neuwied, Herr Jan Einig, wie auch Manfred Kirsch-ai-Neuwied, eine Rede gehalten. Unter der Teilnahme eines Vertreters der KAB Muehofen-Engers und der musikalischen Begleitung von Manfred Pohlmann, wurde zum Gedenken der Opfer des 2.Weltkrieges ein Kranz aufgestellt.

Rede von Manfred Kirsch von Amnesty International Neuwied

Liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Damen und Herren, heute, am 1. September vor 82 Jahren, überfiel die deutsche Nazi-Wehrmacht Polen und eröffnete damit den Zweiten Weltkrieg. Eine unvorstellbare Zahl von Toten und verbrannte Erde waren die schreckliche Folge und es waren traumatisierte Menschen, die zurückblieben. Inzwischen ist es mindestens ein Menschenleben her, dass geschändete, getötete und verletzte Menschen das Ergebnis dieses von den Nazis angezettelten Krieges waren und seit Jahren schon versuchen uns die Schatten der Vergangenheit wieder einzuhol

Die unvorstellbare Zahl der Toten und die Grausamkeit und das Leid, die dieser Krieg über die Menschheit brachte, zeigen sehr deutlich auf, wie wichtig es ist, in unserer Gegenwart wieder ein deutliches Nein zu sagen, wenn rechtsreaktionäre Kräfte versuchen, in der Bundesrepublik nach Einfluss und Regierungsgewalt zu greifen. Und wir werden gerade in diesen Tagen Zeuge, wie unsinnig eine Konfliktlösung mit militärischen Mitteln ist. Wenn die Millionen und Abermillionen Euros und Dollars statt in eine inhumane, unchristliche und sinnlose Kriegsmaschinerie zu fließen in die Friedens- und Konfliktforschung fließen würden, wäre es möglich, über friedliche Konfliktlösungen auch Länder wie Afghanistan zu befrieden. Wir müssen in jeder Hinsicht aus der Vergangenheit die Lehren ziehen.

Denn wer aus der Vergangenheit keine Lehren zieht, der ist dazu verurteilt, sie noch einmal zu erleben. Aus aktuellem Anlass fordern wir daher auch die Bundespolitikerinnen und Bundespolitiker aus unserem Wahlkreis auf, dafür Sorge zu tragen, dass die Menschen und ihre Menschenrechte dort nicht in Vergessenheit geraten und alles dafür getan wird, um bedrohte Mitarbeiter der Streitkräfte und Menschenrechtsaktivisten aus der für sie gefährlichen Situation zu retten. Hierzulande müssen wir gegenwärtig registrieren, dass Rechtsradikale bis ins Parlament hochgespült worden sind und die Diskussionskultur vergiften. Wer am Ende dieser Legislaturperiode Bilanz zieht, muss angewidert sein von dem, was in den Parlamentsdebatten an rechter Hetze von sich gegeben wird. Der Kampf gegen rechts, also auch der weltweite Kampf gegen Krieg, Terror und für Frieden, Freiheit und Menschenrechte muss kompromisslos und konsequent geführt werden. Die wichtigste Aufgabe aller Demokratinnen und Demokraten muss heute darin bestehen, die zweite deutsche Republik gegen den Terror von rechts zu verteidigen. Wir haben fast täglich in der Bundesrepublik rechte Straftaten zu beklagen und entsprechende gewaltsame Untaten zeigen, wie gefährdet unsere Republik von rechts ist. Anfang der Neunzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts zeigte sich der deutsche Rassismus durch Morde in Mölln und Solingen sowie durch eine Welle rechter Stimmungsmache von seiner ekelhaftesten Seite.

Und heute müssen wir schon wieder registrieren, dass Geflüchtete etwa aus Afghanistan verteufelt werden. Wieder beginnen bei einem bestimmten Teil in Verantwortung befindlicher strukturkonservativer Politiker die Dämme der Humanität zu brechen. Was wir brauchen, und das ist eine ständige Aufgabe, ist der tagtägliche Einsatz von Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern und der Zivilgesellschaft für die Grundwerte Solidarität, Demokratie und Freiheit. Bestünde diese Erde nur aus solidarischen Gesellschaften, wären Kriege praktisch ausgeschlossen. Und ich füge hinzu, dass Papst Franziskus recht hat, wenn er davon spricht, dass der grenzenlose Turbokapitalismus tötet und Kriege immer wieder entstehen werden, wenn die katastrophale Armut auf diesem Erdball nicht überwunden wird. Auch unser Klima wird sich nicht verbessern, wenn weiter an der Profitlogik und an der militärischen Logik festgehalten wird. Diesem Land und Europa etwa täte eine Friedens- und Entspannungspolitik gut, wie sie Ende der 1960erjahre von Egon Bahr und Willy Brandt entworfen und praktiziert wurde. Wir dürfen die Wachsamkeit gegenüber den braunen Feinden der Demokratie nicht erlahmen lassen.

Frieden lässt sich nur in einer demokratischen und freiheitlichen, die soziale Gerechtigkeit betonenden Gesellschaft verwirklichen. Deshalb: Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!

5. September 2021