Ivar Buterfas Jahrgang 1933 geboren in Hamburg.
Seine Mutter war Christin und sein Vater jüdischen Glaubens. Sein Vater kam 1934 ins Konzentrationslager Esterwegen und musste Zwangsarbeit leisten. Kurz nach Ivars Einschulung im Jahr 1938 musste Buterfas die Schule auch schon wieder verlassen, da er aufgrund der Rassengesetze des Nazi-Regimes als „Halbjude“ galt. Die Familie wurde von den Nationalsozialisten in einem sogenannten „Judenhaus“ untergebracht. Ihm wurde die deutsche Staatsangehörigkeit entzogen und war damit staatenlos bis weit in die Zeit der Bundesrepublik hinein. Er erhielt einen Fremdenpass, weshalb er sich regelmäßig bei den Behörden melden musste. Buterfas nannte das später – Zitat: „nach dem Judenstern die zweite Diskriminierung, die ich erfahren habe“. Erst 1962 erlangte er die deutsche Staatsbürgerschaft zurück. Er wurde erfolgreicher Unternehmer und hat sich immer wieder für die Zivilgesellschaft engagiert.
In mehr als 1500 Vorträgen in Schulen und Hochschulen in Deutschland und im deutschsprachigen Ausland berichtete er von seinen Erlebnissen aus der NS-Zeit.
Ein Zitat aus einem seiner Vorträge: „Ich wusste als 6-Jähriger gar nicht, was ein Jude war. War das eine Krankheit? Hatte ich Beulen im Gesicht? Ich habe keine Ahnung gehabt ich wusste nicht, was ein Jude war.“ Und dann schilderte er eine Situation, bei der er von einigen Hitler-Jungen festgehalten und drangsaliert wurde – Zitat: „Und dann schrien sie: Jetzt werden wir die Judensau mal rösten. Mal sehen wann er gar ist. Dann haben sie das Papier angesteckt und die Flammen krochen an meinen Beinen hoch. Ich hab geschrien wie am Spieß. Ich dachte, hier komme ich lebend nicht mehr raus. Einige Passanten haben mich dann gerettet“
Auf Nachfrage eines Schülers, wie seine Freunde darauf reagiert hätten – antwortet Buterfas: „Ich habe keine Freunde gehabt. Der letzte, der mit mir spielte, da war ich 5 ½, dann hat die Mutter gesagt, mit dem Judenlümmel spielst du nicht mehr.“
Er berichtet dann von seiner Flucht mit der Mutter und seinen 7 Geschwistern über Danzig nach Polen und später wieder zurück in das zerstörte Hamburg.
Buterfas ist Initiator des 1987 gegründeten Hamburger Förderkreises „Rettet die Nikolaikirche“. Die Nikolaikirche war durch die Bombenangriffe stark zerstört, es stand praktisch nur noch der Glockenturm, kohlrabenschwarz durch den Hamburger Feuersturm. Er war an der Sammlung von Spenden in zweistelliger Millionenhöhe beteiligt. Buterfas bewegte rund 25.000 Persönlichkeiten, sich ins „Goldene Buch von St. Nikolai“ einzutragen, darunter die Bundeskanzler Schmidt, Kohl und Schröder sowie die Bundespräsidenten von Weizsäcker und Rau, sowie Michail Gorbatschow. Die Hamburger Nikolaikirche ist heute Museum und Mahnmal.
Heute sagt er: „Die Geschehnisse der Nazi-Zeit wurden von den Großeltern und Urgroßeltern der heutigen jungen Leute unterschlagen. Wir haben viel zu viel verdrängt und dann wundern wir uns, dass wir die Vergangenheit wiederholen”
Ivar Buterfas lebt heute in seinem Haus in Hamburg das mit mehreren Kameras und weiterer Sicherheitstechnik ausgestattet ist. Er wird regelmäßig bedroht und bekommt Schmähungen. Zu einer Gedenkveranstaltung in Bremen wurde er zu seinem Schutz von Polizisten begleitet. Zitat: “Das ist etwas, was ich geglaubt habe, haben wir überwunden. Scheinbar nicht.”