Einführung von Josef Preise….

Einführung von Josef Preise in die Mahnwache „Stoppt den Krieg in Gaza! (07.08.205)

Ich begrüße Sie alle ganz herzlich zu dieser Mahnwache „Stoppt den Krieg in Gaza“. Veranstalter sind der Arbeitskreis Palästina der Lokalen Agenda 21 in Stadt und Kreis Neuwied, der Internationale Christlichen Friedensdienst EIRENE, Amnesty International, das Bündnis für Demokratie und Toleranz sowie das Ökumenische Begleitprogramm in Palästina und Israel. Vielleicht vermissen Sie unter den Organisationen den Deutsch-Israelischen Freundeskreis. Nach dem schmerzlichen Verlust des viel zu früh verstorbenen Vorsitzenden Werner Zupp nimmt sich der Freundeskreis dieses Jahr Zeit, sich neu zu organisieren und hält sich aus Veranstaltungen zurück.

Ich wünsche dem Deutsch-Israelischen Freundeskreis dabei alles erdenklich Gute. Er wird in Neuwied gebraucht.

Ich freue mich, dass Sie alle gekommen sind.

Wir stehen hier, weil die Lage in Gaza unerträglich ist. Wir sind alle so erschüttert, dass wir überlegt haben, wie wir unserer Erschütterung und unserem Entsetzen Ausdruck verleihen können. Das tun wir mit dieser Mahnwache und mit politischen Forderungen. Wir werden nach meiner Erläuterung unserer Forderungen hier keine weiteren Reden hören. Wir hören Stimmen aus Israel und Palästina, wir hören Gedichte und auch ein Gebet. Wir hören einen Aufruf von Prominenten an Bundeskanzler Merz. Ich sage die Sprecherinnen und Sprecher jeweils an. Danke, dass Alexander Reffgen zwischendurch Saxophon spielt.

Lassen Sie mich jetzt etwas zu unserem Aufruf sagen: Wir fordern: Stoppt den Krieg in Gaza. Das, was in Gaza passiert, ist mit dem Begriff Krieg eigentlich gar nicht mehr fassbar. Es ist grenzenlose Zerstörung, bei der die Suche von Hamas-Tätern Vorwand geworden ist. Es ist Vertreibung und es ist sogar nach Aussage von Mitgliedern der Regierung Netanjahu gezieltes Aushungern der Bevölkerung. Um diese Verbrechen zu stoppen, fordern wir:

Keine weiteren Waffenlieferungen Deutschlands an Israel! Hinzuzufügen ist: Es darf auch keine Waffenlieferungen des Irans an die Hamas geben und wir hoffen sehr, dass die arabischen Staaten ihren Ankündigungen Taten folgen lassen, die Hamas zu isolieren.

Wir fordern auch, dass die Geiseln freigelassen werden und dass die Verbrechen des 7. Oktobers 2023 aufgeklärt und geahndet werden. Das mörderische Massaker der Hamas war insbesondere gegen Israelis gerichtet, die sich in den Kibbuzim nahe Gaza für die Palästinenser und für eine Veränderung der israelischen Regierungspolitik einsetzten. Ich denke an Vivian Silver, eine der Mitbegründerinnen der Bewegung „Woman Wage Peace“ (Frauen stiften Frieden). Dieser Frauenfriedensbewegung gehören Jüdinnen, Musliminnen und Christinnen an. Vivian Silver kämpfte auch für die Rechte von Beduinen und brachte Patienten aus dem Gazastreifen in Kliniken nach Israel. Die Hamas zündete ihr Haus im Kibbuz Be’eri an und sie verbrannte in ihrem Haus. Sowohl der Hamas und als auch Netanjahu sind solche Friedensbewegungen ein Dorn im Auge. Es zerreißt uns Herz und Verstand, die ausgemergelten Gesichter und Körper der israelischen Geiseln und die ausgemergelten Gesichter und Körper der palästinensischen Bevölkerung in Gaza zu sehen. Wir schließen uns nicht denen an, die immer nur auf eine Seite schauen. Viele machen es sich zu einfach, wenn sie von den guten Israelis sprechen, die gegen die bösen Palästinenser kämpfen. Andere machen es sich zu einfach, wenn sie die guten Palästinenser und die bösen Israelis unterscheiden. Die Wahrheit ist viel komplizierter. Es gibt das berechtigte Anliegen der seit Jahrzehnten unterdrückten palästinensischen Bevölkerung, als gleichwertige Menschen anerkannt zu werden und frei von der Besatzung leben zu können. Es gibt das berechtigte Anliegen der jüdischen Israelis, frei von Angst vor Terrorangriffen und Bedrohung von außen im Staat Israel leben zu können.

Deshalb heißt unsere letzte Forderung: Eine gerechte Friedenslösung muss gefunden werden!Sie wird erst gefunden werden, wenn es genügend Menschen auf beiden Seiten gibt, die die berechtigten Anliegen der jeweils anderen Seite respektieren und sich dafür einsetzen. Wir hier in Neuwied halten Kontakt zu Menschen auf beiden Seiten, die das wollen. Die Landrätin von Drom

Hasharon, der Partnerregion Neuwied in Israel, ist eine erklärte Gegnerin von Netanjahu. Die Verantwortlichen in Surif, der palästinensischen Projektpartnerstadt von Neuwied, sind Gegner der Hamas. Die Regierung unter Netanjahu und die Hamas missbrauchen die Ängste ihrer Bevölkerung und so verrückt wie das klingt: Sie brauchen sich gegenseitig. Der frühere israelische Botschafter in Deutschland Simon Stein hat im Interview der Frankfurter Rundschau heute darauf verwiesen, dass Netanjahu die Hamas indirekt lange unterstützt hat, um die palästinensische Autonomiebehörde zu schwächen. Mit Netanjahus Einverständnis wurde in großen Koffern über Katar regelmäßig Geld in bar an die Hamas gebracht und das hat auch mit zum Massaker am 7. Oktober geführt. Darum fordern wir: Bundeskanzler Merz darf Netanjahu nicht weiter unterstützen und ihn auch nicht nach Deutschland einladen. Dafür stehen wir hier im stillen Protest. Wir stehen hier am Engel der Kulturen mit den Symbolen des Judentums, des Christentums und des Islams. Wir stehen hier als religiöse und nichtreligiöse Menschen. Gleich werden wir ein Gebet der Vereinten Nationen hören, das Menschen unterschiedlicher Religion miteinander verbindet. Am Ende hören wir aus nichtreligiöser Tradition ein Gedicht von Erich Fried.

Beginnen wir nach einer kurzen Stille mit dem Gebet der Vereinten Nationen, das Anne Peters- Rahn sprechen wird. Es folgen Gedanken der Combatants for Peace, gesprochen von den EIRENE Mitarbeitenden Iris Bildhauer und Thorsten Klein. 

Wir haben uns überlegt, dass es gut ist, nach den Texten und nach der Musik nicht zu klatschen, Lassen wir das Gehörte auf uns wirken.

19. August 2025