Vortrag zu Frieden/Menschenrechte zur Weihnachtszeit

Lichterfeste; Christen feiern „Weihnachten“, Moslems „Mevlid Kandili“ und das Judentum „Chanukka“

Uns vereint der Glaube an Gott, Jesus und an Mohammed. Diese großen Weltreligionen stehen für Frieden und Liebe unter den Menschen. Vordergründig verschieden, doch haben diese Religionen einen gemeinsamen Hintergrund; den Stammvater Abraham.

Und dennoch werden Menschen seit Jahrhunderten aufgrund ihrer Religions-zugehörigkeit verfolgt, benachteiligt, vertrieben, getötet und ihre Heiligen Stätten zerstört.

Auch wenn in den Medien zuweilen der Eindruck entstehen mag, dass Christen am stärksten verfolgt sind; proportional betrachtet, betrifft es alle Religionen nahezu gleich.

Christentum und der Islam; Lehren, die zu ihrer Zeit gerne falsch ausgelegt wurden. Im Mittelalter etwa die christlichen Kreuzzüge, die anders- und nichtgläubige Völker gewaltsam missioniert hat. Und gegenwärtig sind uns noch die Bilder des 11. Septembers vor Augen und machen verständ-licherweise Furcht. Aber was unbekannt ist, macht immer Furcht. Hier liegt es an jeden einzelnen, hinter diese Taten zu schauen; so abscheulich und menschenverachtend diese auch sind. Es sind nicht die Religionen, die anderen Leid zufügen, sondern immer nur einzelne Menschen.

Lassen Sie mich hier auszugsweise eine Reportage von Amnesty zitieren…:

Es ist der 9. Oktober 2019, der die Stadt Halle für immer verändern wird. Während die jüdische Gemeinde den höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur begeht, steigt nur wenige Meter von der Synagoge entfernt ein junger Mann aus seinem Mietwagen, um zu töten.

Der 27-jährige Stephan B. ist Antisemit, er will die Menschen in der Synagoge umbringen. Als er daran scheitert, tötet er zuerst eine Passantin, fährt dann weiter zu einem nahe gelegenen Döner-Imbiss und erschießt dort einen jungen Bauarbeiter.

Der Anschlag erschüttert die Stadt tief im Inneren, denn er machte die Gräben in der Gesellschaft wieder sichtbarer: zwischen “wir” und “ihr”, zwischen Mehrheit und Minderheit.

Rund sechs Wochen nach dem Anschlag steht Izzet Cagac vor dem Kiez-Döner und zieht an einer Zigarette. Der 41-jährige ist der Besitzer des “Kiez-Döner”, in dem der junge Mann erschossen wurde. Er sagt, seit dem Tag sei sein Leben nicht mehr dasselbe.

Er lebt seit zwanzig Jahren in Halle, vor zehn Jahren hat er seinen ersten von vier Läden eröffnet. Im Kiez-Döner hat er eine Gedenkecke für den Ermordeten Kevin S. errichtet, mit Schals und Trikots. Er ist Fan gewesen vom “Hallescher FC”. Cagac schloss den Laden, nach islamischem Brauch, für 40 Tage als Zeichen der Trauer. Kurz vor der Wiedereröffnung verkündete er schließlich, den Imbiss seinen Mitarbeitern schenken zu wollen. Es sind die verzweifelten Versuche, Zeichen der Versöhnung zu setzen, die Grenze zwischen „Wir“ und „Ihr“ wieder durchlässiger zu machen.              ( Zitatende )

Amnesty International setzt sich bereits seit vielen Jahren gegen rassistische und religiöse Diskriminierung ein. In 2017 etwa mit der viel beachtete Kampagne „Nimm Rassismus persönlich“

Denn täglich machen weltweit Menschen rassistische Erfahrungen. Sie werden aufgrund ihrer Hautfarbe, ihrer vermeintlichen Religion oder anderer Zuschreibungen diskriminiert und ausgegrenzt. Und Rassismus zeigt sich in ausnahmslos allen Lebensbereichen.

Auch wir alle hier haben Fremden- und Religionsfeindlichkeit sicher kennengelernt; Sie hier auf dem Schulhof oder privat und wir von der amnesty-Gruppe Neuwied leider auch bei unseren Aktionen.

„Von Ausländern nehme ich keine Infomaterial“ haben wir schon gehört oder dass ein Mitglied sogar anonym mit dem Tod bedroht wird, weil er sich sehr nachhaltig gegen Rechts stellt.

Albert Schweizer sagte einmal:

Keiner von uns darf ein Weh, für das die Verantwortung nicht zu tragen ist, geschehen lassen, soweit er es nur hindern kann.

Keiner darf sich dabei beruhigen, dass er sich damit in Sachen mischen würde, die ihn nichts angehen.

Keiner darf die Augen schließen und das Leid, dessen Anblick er sich erspart, als nicht geschehen ansehen.   ( Zitatende)

Ich weiß nicht, ob zu Zeiten von Albert Schweizer der Begriff „Zivilcourage“ bereits geprägt war, aber genau das muss er vor Augen gehabt haben, als er diese Worte formulierte.

In unserer heutigen durchdigitalisierten Welt ist es zweifelsfrei wichtig, sich medienwirksam gegen Fremdenfeindlichkeit und religiöser Diskriminierung einzusetzen. Aber der wahre Veränderungsprozess steckt in jeden einzelnen und es obliegt jeden einzelnen, Werte zu vermitteln und nachhaltig Überzeugungen zu verändern. Eltern bei ihren Kindern; Freunde untereinander oder wie hier, Lehrer bei ihren Schülern.

Der deutsche Liedermacher Konstantin Wecker gedachte in seinem Lied „Die weiße Rose“ den Geschwistern Scholl im dritten Reich. Nein, die beiden werden nicht daran geglaubt haben, das damalige Unrecht aufhalten zu können.

Ihnen war aber sicher bewusst, in welcher Gefahr sie sich begaben und setzten sie sich dennoch für ihre Überzeugung und Hoffnungen ein.

Die Hoffnung kann lesen

Wie lernt man hoffen? Im Augenblick wird die Frage nach der Hoffnung an vielen Orten gestellt. Sie irritiert mich, denn sie wird oft als lamentös und vor jedem Handeln gestellt. Erst will man in der Aussicht versichert sein, dass alles gut geht, allenfalls dann wird man handeln und seinen Teil zum guten Ausgang beitragen. Vielleicht sollten wir die Frage nach einem guten Ausgang vergessen, denn sie ist nicht beantwortbar. Vielleicht war die Geschichte mit dem Regenbogen nach der Sintflut, in der Bibel erzählt, doch anders gemeint. Es waren wohl nicht der einfache Fortbestand der Welt gemeint, der Fortschritt und die Garantie des guten Ausgangs.

Vielleicht heißt Hoffnung gar nicht der Glaube an den guten Ausgang der Welt und die Vermeidung ihrer Zerstörung.

Es garantiert uns keiner, dass das Leben auf der Erde in absehbarer Zeit nicht kollabiert, auch kein Regenbogen. Aber wir können tun, als hofften wir. Hoffen lernt man dadurch, dass man handelt, als sei Rettung möglich. Hoffnung garantiert keinen guten Ausgang der Dinge. Hoffen heißt darauf vertrauen, dass es sinnvoll ist, was zu tun. Hoffnung ist der Widerstand gegen Resignation, Mutlosigkeit und Zynismus.

Die Hoffnung kann lesen. Sie vermutet in den kleinen Vorzeichen das ganze Gelingen. Sie stellt nicht nur fest, was ist. Sie ist eine wundervolle untreue Buchhalterin, die Bilanzen fälscht und einen guten Ausgang des Lebens behauptet, wo dieser noch nicht abzusehen ist. Sie ist vielleicht die stärkste aller Tugenden, weil in ihr die Liebe wohnt, die nichts aufgibt, und der Glaube, der den Tag schon in der Morgenröte sieht.

Fulbert Steffensky   

Sich heute für seine Überzeugung und Hoffnungen einzusetzen, erfordert sicherlich weit weniger Mut, aber Achtsamkeit vor den Reaktionen eingeschränkt denkender Mitmenschen ist dennoch geboten.

Eine Zeile aus diesem Lied besagt, „Es geht ums tun und nicht ums Siegen“

Junge Menschen wie Greta Thunberg etwa, ihr beharrliches Handeln und die daraus entstandene Bewegung, „Fridays for Future“ zeigt, dass „Tun“ immer der erste Schritt des Wertewandels ist.

Der Klimawandel droht Ungleichheit, Diskriminierung und Ungerechtigkeit auf der Welt zu verstärken. Und kriegerische Konflikte um die Ressourcen sind wahrscheinlich; der Frieden in der Welt wird immer mehr gefährdet.

Aber Frieden bedeutet weit mehr als „nur“ die Abwesenheit von Krieg, Frieden bedeutet Nächstenliebe, Respekt und Toleranz.

Die Weltreligionen Christentum, das Judentum und der Islam, stehen dafür ein, aber nicht nur zu den Lichterfesten sollten wir Menschen uns daran entsinnen.

3. Januar 2020